Startschuss in Eschwege für ein Netzwerk zum Bewahren von Ressourcen in der Bauwirtschaft.
Eschwege – In Deutschland war der Überlastungstag in diesem Jahr schon am 2. Mai erreicht, das heißt, alle Ressourcen, die wir in einem Jahr herstellen können, waren an diesem Tag bereits verbraucht.
Einer der großen Verbraucher sei die Bauindustrie mit gut 40 Prozent, sagt die Architektin Ute Dechantsreiter, die in Bremen eine Bauteilebörse aufgebaut hat und deutschlandweit Initiativen dabei unterstützt, die etwas Ähnliches tun möchten. So verursache die Baubranche in Deutschland auch einen Großteil der Abfälle, fügte sie hinzu. So-lange es billiger sei, ein Haus einfach abzureißen und die Rohstoffe auf den Müll zu werfen, als die Gebäude zurückzubauen und die Rohstoffe (Steine, Ziegel, Fenster, Türen, Badausstattung, Heizkörper, Balken und vieles mehr) wiederzuverwenden, werde sich daran auch wenig ändern, befürchteten auch die Teilnehmer der Kick-off-Veranstaltung des Vereins Aufwind zum Aufbau einer Bauteile-Wiederverwendung. Die Aufwind-Vorstände Hartmut Kleiber und Andrea Röth, sowie Sabine Wilke vom Verein für Regionalentwicklung Werra-Meißner (VfR) begrüßten die Gäste. Sie wollen etwas tun, nämlich im Werra-Meißner-Kreis ein Netzwerk aufbauen, um diese Ressourcen zu bewahren. Doch das kostet Arbeit und Kommunikation.
In den Gemeinnützigen Werkstätten Eschwege (GWE) des Vereins Aufwind, der zusammen mit dem Werra-Meißner-Kreis und dem VfR die Initiative vorantreibt, trafen sich die Vertreter und Vertreterinnen von Kommunen, Fachbetrieben für Restauration und Sanierung, des Zweckverbands für Abfallwirtschaft, von Werkstätten für Menschen mit Einschränkungen, des Gebrauchtwarenhandels, von ähnlichen Initiativen in Kassel und Göttingen, Handwerksmeister, aber auch einfach interessierte Bürger und Bürgerinnen oder Hofbesitzer.
Gemeinsam überlegten sie, was nötig sei, um erstens ein Netzwerk aufzubauen, in dem die Informationen weitergegeben werden, zweitens eine Bauteilebörse, in der die geretteten Rohstoffe gelagert und für die Wiederverkauf aufbereitet werden können oder drittens Initiativen zum Upcycling von alten Produkten, die neu aufbereitet und weiterverwertet werden.
Die Ideen flossen reichlich. „Zuerst muss man jedoch überlegen, wie man überhaupt ein Bewusstsein dafür schafft, dass man zuerst alte Ressourcen wiederverwendet, bevor man nach etwas Neuem Ausschau hält“, sagte Wanfrieds Bürgermeister Wilhelm Gebhard.
Das Umdenken müsse in die Gesellschaft getragen werden. Für eine Bauteile-Börse brauche man vor allem engagierte Menschen, die mitarbeiten wollen, aber auch Handwerker und Fachleute, die ihre Expertise einbringen. Ganz klar sei: Auch diese Arbeit müsse sich schließlich rechnen. Zudem gebe es überregionale Netzwerke, in die man sich einklinken könne. Im Bereich Upcycling stehe nicht nur der Gedanke der Kreislaufwirtschaft im Mittelpunkt, sondern auch, dass Menschen im sozialen Austausch zusammenkommen.
Am Ende untermalte Andreas Galle, Leiter der GWE, eine Karteikarte in Rot. „Das ist wahrscheinlich die wichtigste Frage: Wer hat den Hut auf?“, sagte er. „Es muss Menschen geben, die vorangehen.“ Bei den Teilnehmenden war das Interesse auf jeden Fall groß, mitzumachen. Aus den gesammelten Impulsen kann nun ein Konzept entstehen.
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Ausgabe Werra-Rundschau 18.05.2024, Kristin Weber